In beiden Berliner Zoos und auch in vielen anderen Tierparks scheint die Zeit still zu stehen. Noch immer dominieren Gitter und karge Innengehege das Zooleben von Raubtieren. Das Außengehege können nur wenige Tiere nutzen, bei Tigern oft nur ein Tier. So verbringen die Tiere ihr halbes Leben in schäbigen Innenanlagen. 

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

Der Panther ist ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, das zwischen 1902 und 1903 entstand. In drei Strophen wird ein hinter Gitterstäben gefangener Panther beschrieben, wie sie in der Menagerie im Pariser Jardin des Plantes ausgestellt wurden. 100 Jahre nach dem Gedicht ist es für die meisten Raubtiere in den Zoos noch immer Alltag. Lediglich die Gitter wurden durch Glasscheiben ersetzt. 
 


Zu viele Tiere teilen sich ein Revier 

Während wilde Raubkatzen vor allem in der Nacht auf die Jagd gehen, verbringen die meisten Raubkatzen im Zoo die Nacht in Innengehegen die nicht viel größer sind als sie selbst. 

Mehrere Raubkatzen müssen sich eine Außenanlage teilen. So müssen sie stundenlang auf beengten Innenanlagen verbringen. 


Im Juli 2020 kommt es im Züricher Zoo zu einem dramatischen Vorfall. Dabei wird die Tierpflegerin der Tigerin lebensgefährlich verletzt. Kollegen konnten die Frau nicht mehr retten. Sie starb noch am Unfallort. 



Um immer wieder Jungtiere präsentieren zu können, werden ältere Tiere "hinter den Kulissen gehalten".  Das erhöht das Risiko von Unfällen. 2016 biss ein ausgewachsener Tiger in Leipzig einen anderen Tiger, der hinter den Kulissen lebte tot. Offenbar wurde eine Gehege-Verbindung versehentlich geöffnet.

Absolut fahrlässig für die Tierpfleger wird es, wenn sich Nachwuchs einstellt. Dann müssen männliche Tiere oft im Wechsel mit der Mutter und ihren Jungen Innengehege und Außengehege teilen. Für die Raubkatzen-Tierpfleger bedeutet dies, das die Gefahr zunimmt.
2012 wird dies einer Tierpflegerin in Kölner Zoo zum Verhängnis. Ein Schieber war nicht zu und der Tiger griff seine Pflegerin an. Der Vorfall kostete ein Menschenleben und Tiger ALTAI wurde erschossen. Gegenüber der Presse behauptete man später lediglich, dass die Tierpflegerin einen Fehler gemacht hat.


Besonders Leoparden haben sehr kleine Gehege ohne Reize. Auch mit diesen edlen Tieren gab es schon Todesfälle bei Tierpflegern. Leoparden und auch Jaguare gelten als sehr aggressiv, so dass viele Zoos diese Tiere nicht mehr im Bestand haben. 2017 biss ein Leopard einen Tierpfleger im Zoo Chemnitz in den Kopf. Schon 2006 hatte das gleiche Tier eine Tierpflegerin getötet.  


Auch Raubtiere können stereotypes Verhalten in den Zoos zeigen. Sie laufen immer wieder die gleichen Wege auf und ab, wie in Trance. Nur Futter kann sie aus diesen Zustand holen. 

Die Zucht von "weißen Tieren" ist in vielen Zoos noch immer verbreitet. Das Risiko mit einer Behinderung zur Welt zu kommen ist extrem hoch. 


Weiße Tiere sind zudem in keinem Zuchtbuch zusammengefasst. Aus diesem Grunde sind ausgewachsene Tiere "frei verkäuflich" und landen nicht selten in Asien als Haustiere oder sogar im Circus. 


Tiere mit einer Behinderung leben oft in Einrichtungen, die nicht so viele Zoobesucher haben. So zeigt man im Loro Parque auf Teneriffa die schönen Tiere und im abseits gelegenen "Jungle Park" die nicht so attraktiven Tiere oder die mit einer Behinderung zur Welt kamen. 


Manche Tiere haben große Angst vor so manchem Tierpfleger. Sollte eine Katze nicht nach ihren Vorstellungen agieren, so setzt man auf "waterbording". Die Tiere werden "mit dem Wasserschlauch bearbeitet". Viele Raubkatzen wurden "künstlich befruchtet". 


Sehr beliebt bei den Zoos ist es für größere Gehege zu werben. Die Umbauarbeiten werden über Jahre hinausgezögert. Vor allem wenn noch alte, nicht mehr zur Zucht fähige Tiere in den Gehegen leben. Im Heidelberger Zoo wurde jahrelang angekündigt ein neues Gehege zu bauen. Doch der erste Spatenstich wurde erst gemacht nachdem alle alten Tiere verstorben sind. 


Von wegen opulentes Mahl für den König der Tiere. Vor allem kleinere Zoos haben Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Futter. 


Schneeleoparden können bis zu 16 Meter weit springen, Geparden bis zu 120 km/h beschleunigen. All das steht an den Gehegen. Löwen leben in Rudeln. Wenn man genau hinsieht, so können Raubkatzen gar nicht "ihrer Art gerecht" agieren.
Der Tiergarten Nürnberg hielt einen Schneeleoparden ein Jahr lang auf 3 x 5 m. 


Eine Tigerin im Chemnitzer Zoo lebte über Jahre hinweg in einem kleinen Käfig von etwa 2 auf 5 m Länge. Ihr Fell war "verfilzt". Scheinbar war sie nicht mehr in der Lage ihr Fell selbst sauber zu halten.




Die Zoos werben mit dem Logo "Artenschutz". Allerdings sieht keine Raubkatze in deutschen Zoos je den natürlichen Lebensraum. Gerade in kleinen Zoos werden die imposanten Tiere oft in kleinen Gehegen gehalten. Nicht einmal ein Wasserbecken zur Verfügung, indem sie sich im Sommer abkühlen könnten.